Frau mit Laptop, am Tisch sitzend
Sei auf dem aktuellen Stand - mit hilfreichen Informationen zu regionalen Themen.

Die Gurke Teil I: Geschichte, Herkunft und Botanik

Gurkenpflanzen und gelbe Gurkenblüten.

Jedes Jahr benennt der Verein zur Erhaltung der Nutzpfanzenvielfalt e.V. ein Gemüse des Jahres. Im Jahr 2019/2020 ist es die Gurke. Aus diesem Grund widmen wir ihr hier eine ganze Serie.

Circa 7,3 kg frische Salat- und Einlegegurken verzehrt  in Deutschland jede Person im Jahr durchschnittlich. Das sind insgesamt rund 540.000 t im Jahr! Dabei liegt der Selbstversorgungsgrad (also der Anteil der Gurken, welcher in Deutschland produziert wird) nur bei 29%. Somit werden für den restlichen Bedarf  weitere 71% aus dem Ausland  importiert.  Auf Platz vier der meistgekauften Gemüsearten erfreut sich die Gurke also großer Beliebtheit. Doch gerade alstreuer Begleiter im Essensalltag empfinden wir die Gurke – wie alles Gewohnte – im Salat nur noch ‚langweilig‘.

Ist Gurke langweilig? Keineswegs! Da gibt es so viel, womit die Gurke uns so richtig überraschen kann. Um dieser ‚Beziehung‘  wieder etwas Würze zu verleihen, verraten wir in den nächsten Beiträgen aufregende Fakten über die altbekannte Gurke und ihr werdet diese wieder neu für euch entdecken.

Zum Beispiel war Kaiser Tiberius (42 v. Chr. – 37 n. Chr.) regelrecht süchtig nach der Gurke. Überlieferungen lassen sogar schlussfolgern, dass aufgrund des erhöhten Bedarfs des Kaisers die ersten Gewächshäuser von seinen Gärtnern erfunden wurden. So berichtet  Plinius, dass Tiberius´ Gärtner die Gurken in „bewegbare Beete pflanzten, die auf Rädern standen“, pflanzten. Diese konnten „an die Sonne vorgeschoben werden, und bei kalter Witterung unter ein wohlverwahrtes Behältniß,  das Fernstern von Spekularstein hatte, zurückgezogen werden“. So musste der Kaiser auch auf seinen Feldzügen nicht auf seine Gurken verzichten.

Allerdings ist die Gurke schon deutlich älter. So wurden beispielsweise in Höhlen an der thailändisch-burmesichen Grenze bereits Gurkensamen mit einem Alter von 9750 Jahren gefunden. Experten gehen davon aus, dass die Wildform der Gurke (Cucumis sativus var. hardwickii ) bereits vor 4000 Jahren im Norden Indiens kultiviert wurde. Dabei muss man jedoch berücksichtigen, dass die Gurke in alten Quellen nicht von Kürbissen und Melonen unterschieden wurde.

Was hat die Gurke mit Kürbissen zu tun? Die Gurke (cucumis sativus L. ssp. sativus) ist eine Art aus der Gattung der Gurken (Cucumis) und gehört damit zu der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Doch es wird noch verrückter, denn die Gurke wird in Botanik und Lebensmittelkunde unterschiedlich zugeordnet. Nach der Botanik gehört die Gurke zu den Früchten , denn für sie ist zunächst alles Obst (Frucht), was aus einer Blüte entsteht. Botanisch gesehen zählen alle anderen essbaren Teile einer Pflanze, wie Wurzeln, Blätter, usw. zu Gemüse. In der Lebensmittelkunde und auch umgangssprachlich ist jedoch meist der süße Geschmack  einer Frucht ausschlaggebend. Somit einigen wir uns auf Fruchtgemüse, das sind einjährige Gemüsepflanzen, deren oberirdsche Früchte essbar sind.

Genau genommen sind  die Früchte der Gurkenpflanze Panzerbeeren,  denn sie bekommen mit zunehmendem Reifegrad eine sehr feste Schale. Diese Beeren brauchen sehr viel Licht um zu gedeihen, weshalb die Pflanze bevorzugt kletternd wächst. Dabei kann sie ein bis vier Meter lange Ranken bilden. Sobald eine Ranke einen festen Halt gefunden hat, zieht sie sich an beiden Enden gegenläufig korkenzieherartig zusammen, um so den Stängel der Frucht ans Licht zu bringen.

Die Blüten der Gurke waren ursprünglich einhäusig, das heißt, sowohl weibliche als auch männliche Blüten sind in räumlicher Trennung voneinander auf einer Pflanze vorhanden. Diese Pflanzen sind in der Regel auf Bestäubung angewiesen. Deshalb setzt man heute bei der Gurkenzucht vor allem auf die Jungfernfrüchtigkeit (Parthenokarpie), also auf Gurkenpflanzen, welche ohne Bestäubung Früchte ausbilden können. Hierfür werden fast ausschließlich Pflanzen verwendet, die  nur weibliche Blüten besitzen (gynodiözische Pflanzen).

Diese ‚Mädels‘ sind jedoch richtige Sensibelchen, wenn es um den Anbau geht. Denn zu kaltes Wetter und zu viel Wasser oder zu große Hitze und zu wenig Wasser, falscher Boden, falsche Düngung, zu wenig Licht…, kann alles dazu führen, dass die Gurke bitter schmeckt.

Wir alle lieben jedoch unsere Gurke knackig, erfrischend, frisch und am besten regional. Wo bei uns in Bayern Anbaugebiete der Gurke liegen, wie sie angebaut wird und noch die ein oder andere spannende Geschichte, gibt es in der nächsten Folge.

Schon gespannt?

 

Quellen:

DESTATIS, eigene Berechnungen und Schätzungen LfL

Cajus Plinius Secundus “Naturgeschichte“, übersetzt von Gottfried Große, Frankfurt am Main 1785, S. 356
LfL: Agrarmärkte, 2019
Biologie Seite; https://www.biologie-seite.de/Biologie/Gurke
Uni Marburg; https://www.online.uni-marburg.de/botanik/nutzpflanzen/florian/gurken.html


Teilen